Unsere Partnerin Tomke Müller berichtet über ihre Lerncoachingerfahrung mit (vor-)pubertären Jugendlichen

Oft melden sich Mütter bei mir, deren Söhne in der sechsten oder siebten Klasse sind. Häufig berichten sie, dass die bislang reibungslos verlaufene Schulkarriere ihrer Söhne ins Schlingern geraten ist: Die Gründe sind nicht ersichtlich, häufig werden Vermutungen wie die zweite Fremdsprache oder das Einsetzen der Pubertät genannt. Die Jungs hätten „keine Lust auf Schule“, meinen „Schule läuft schon irgendwie“ und „Mama, ich mach das schon. Du brauchst dich nicht einmischen“, so die Mütter. Die Söhne würden sich immer mehr verschließen, verbal und emotional. Sie würden schon gar nicht mehr mit ihnen oder anderen Erwachsenen reden.  Häufig warnen mich die Mütter also vor dem ersten persönlichen Termin vor:  „Nur damit Sie wissen, worauf Sie sich einlassen ... Er ist permanent schlecht gelaunt und redet sowieso mit niemandem. Das könnte wirklich schwierig werden." Schwierig gefällt mir und grundsätzlich mag ich Herausforderungen. Ich mag Aufgaben, an denen ich wachsen kann.

Außerdem zeigen meine Erfahrungen, dass Lerncoaching bzw. Coaching gerade bei diesen Jugendlichen besonders effektiv und nützlich ist: 

· ein fachlicher Mini-Input von mir, was die Pubertät eigentlich mit dem Gehirn macht

· Überlegungen der Jungs dazu, was das wohl für einen Einfluss auf den eigenen Alltag hat und

· der Versuch, selbst und eigenverantwortlich Taktiken zu suchen, mit denen man die Umbauarbeiten im Gehirn überbrücken kann

Schließlich werden Ideen und Maßnahmen entwickelt, wie man sich selbst überlisten und die Teilnahme am Unterricht spannender gestalten kann. So geht es darum, die jungen Klienten auch in ihrem Selbstbewusstsein zu stärken, um somit ein intensiveres Gefühl von Selbstwirksamkeit entwickeln können.

So bringen sie sich ganz nebenbei, denn im Lerncoaching liegt der Fokus auf dem Lernen bzw. dem Lernverhalten, ein Stück weit in Richtung Unabhängigkeit. So soll es in der Pubertät ja auch sein. Kurz: Ich empfinde Lerncoaching als eine sehr geeignete Maßnahme, um Jugendliche in der Pubertätsphase zu unterstützen. Sie sollen wieder besser mit sich selbst und ihrer Umwelt zurechtkommen. Auch wenn sie häufig ein Bedürfnis nach Stillschweigen haben, so erzählen mir die Jungen im Lerncoaching gern von ihrem (Schul-)Alltag. Und der gute Nebeneffekt:  Die Mütter holen ihre Kinder meist überrascht und erleichtert (mit einem Strahlen im Gesicht) wieder bei mir ab.

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