Über Smartphones und Lernen

Unterbrochen ununterbrochen

Für die allermeisten Kinder und Jugendlichen gehört das Smartphone zum Alltag. So besitzen laut JIM-Studie (Jugend, Information, (Multi-)Media (2016) ca. 95 % der Jugendlichen zwischen 12 und 19 Jahren ein Gerät. Sie organisieren damit ihren Freundeskreis und Schularbeiten, hören Musik, schauen Videos. Diese virtuelle Welt ist längst eine Verlängerung der realen Welt geworden.

Als Lerncoach sind mir die Fragen von Eltern geläufig: Benutzt mein Sohn zu häufig sein Handy? Welche Dauer ist bei meiner 14-jährigen Tochter noch in Ordnung? Welche Auswirkungen hat die Benutzung des Smartphones auf das Lernen?

Es kommt darauf an: auf das Alter, auf die Dosis, auf den Zeitpunkt, auf den Zweck.

Benutzen Kinder schon in frühem Alter ausgiebig das Handy, so gibt es nach Erkenntnissen der BLICK-Medienstudie (2016) einen Zusammenhang zwischen Nutzungsdauer digitaler Medien und Sprachentwicklung, Rechtschreibschwäche, Aufmerksamkeitsschwierigkeiten, Aggressivität und Schlafstörungen.

Für Kinder und Jugendliche ist das Handy ein „Begleiter“ auch beim Lernen. Es besteht die Angst, etwas zu verpassen und der Druck, sofort antworten zu müssen - „Fear of missing out“ und „Sofortness“ nennen es die Medienpädagogen. Da sich das Telefon ja jederzeit melden kann, ist das Gehirn der Lernenden in ständiger Alarmbereitschaft. Bei jedem Signal werden die Kinder und Jugendlichen aus der Konzentration rausgerissen. Man nennt das den „Sägeblatt-Effekt“. Immer wieder braucht das Gehirn erneut eine gewisse Zeit, bis es wieder dort ist, wo es vorher war. Man spricht bei den Betroffenen von „Stimulus-Junkies“.  Unter Umständen haben Schüler/innen lange am Schreibtisch gesessen und wenig verstanden bzw. behalten - „scheinbares Lernen“. Multitasking funktioniert leider nicht, bestätigen neuere Studien.

Die Lernforschung weiß, dass das Gehirn Zeit braucht, sich etwas zu merken. Habe ich mich mühsam durch Mathe, Englisch und Deutsch gequält, Vokalen gelernt u.v.m. und chatte anschließend ausschweifend mit Freunden oder schaue noch lange Fernsehen, kann das Gehirn nicht zur Ruhe kommen und somit ist Vieles schon wieder vergessen.

Aber mittlerweile gibt es hervorragende Lernvideos, die ganze Themenbereiche ansprechend vermitteln. Vorteile sind, dass Kinder und Jugendliche in ihrem eigenen Tempo lernen und es jederzeit stoppen, zurückspulen oder erneut ansehen können. Durch Mimik und Stimme entsteht eine emotionale Verknüpfung, die sich später wieder einfacher abrufen lässt. Nicht zuletzt sind kurze Erklärvideos an die Aufmerksamkeitsspanne optimal angepasst.

Was können nun Eltern in Sachen Smartphone und Lernen beachten:

  • Kommen Sie mit Ihren Kindern und Jugendlichen ins Gespräch, klären Sie die jeweiligen Bedürfnisse.
  • Treffen Sie Vereinbarungen zur Handynutzung mit Ihren Kindern und Jugendlichen abhängig vom Alter.
  • Wenn ein Gerät nicht aktuell fürs Lernen benötigt wird, sollte es aus dem Raum weggelegt werden, denn schon ein herumliegendes Handy stört die Konzentration.
  • Achten Sie darauf, dass eine geistige und emotionale Beanspruchung nach dem Lernen und vor dem Schlafen vermieden wird.
  • Und nicht zuletzt: Seien Sie als Eltern Vorbild.

Von Mechthild Staab, Lerncoach aus Wuppertal.

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